Neuer Vorstand gewählt – Ausrichtung zu einem inklusiven Sportverein

Die Jahreshauptversammlung des Vf.R. Minverva von 1921 e.V. hat einen neuen Vorstand gewählt. Die Neuwahl wurde notwendig, da der bisherige Vorstand seine Aktitvitäten nahezu eingestellt hatte. Es haben sich Mitglieder gefunden, die den Verein in eine neue Zukunft führen möchten.

Der Vorstand setzt sich jetzt wie folgt zusammen:

1. Vorsitzender: Herbert Gehl

2. Vorsitzender: Sönke Lintzen

Kassenwart: Holger Pinnau

Schriftführerin: Christa Gehl

Beisitzer: Wolfgang Ehm, Uwe Kokelski, Andreas Schneekloth.

Zu der Neuwahl erklären die neuen Vorsitzenden, Herbert Gehl und Sönke Lintzen: „Ziel des neuen Vorstands ist es, gemeinsam mit der Landeshauptstadt Kiel, dem Netzwerk Sport & Inklusion INTUS sowie weiteren Kooperationspartner den Verein strategisch so auszurichten, dass neben der Sparte Fußball weitere sportliche Angebote für Menschen mit und ohne Behinderungen etabliert werden. Bis zum 100-jährigen Vereinsjubiläum im Jahre 2021 wollen wir dieses Ziel erreichen.“

Zur Geschichte des Vereins

Vier junge Männer ergriffen 1921 im Stadtteil Hassee die Initiative, in einer nicht gerade sportfreudigen Zeit einen Fußballverein zu gründen. Ihrer handwerklichen Berufe wegen kamen sie schnell zu dem Entschluss, die in der römischen Mythologie auch als „Göttin des Handwerks“ bezeichnete „Minerva“ als Vereinsnamen zu verwenden. In den ersten Jahren wurde auf dem damaligen Exerzierplatz, später zusammen mit dem THW auf dem Wulfsbrook gespielt. 1933 unterlag der V.f.R. Minerva der Verbotsregelung für Arbeitssportvereine. Die damals Vereinsverantwortlichen weigerten sich strikt, eine strukturelle Umorganisation zu akzeptieren. Daraufhin wurde der Verein verboten. Gleich nach Kriegsende 1945 wurde der Verein wieder ins Leben gerufen. Mittel aus dem „Wiedergut-Machungsprogramm“ und ein anfangs „nur“ in Selbsthilfe gebautes Fundament führten schließlich nach fünf Jahren dazu, dass der V.f.R. Minerva aus einer ehemaligen Kiesgrube ein Vereinsgelände mit Sportplatz und Vereinsheim am Wasserwerk in Schulensee fertigstellen und 1950 in Betrieb nehmen konnte. Die Stiftung Drachensee ist mittlerweile Ebbaurechtsnehmerin des Platzes. Der Freizeitclub Fußball der Stiftung Drachensee ist seit 1975 mit seinen Mitgliedern fester Bestandteil des Vereins und engagiert sich jetzt auch in der Weiterentwicklung zu einem inklusiven Sportverein.

Ansprechpartner bei Fragen

Sönke Lintzen
2. Vorsitzender V.f.R. Minerva von 1921
Teichstraße 8

24103 Kiel

Telefon: 0152 02057280

Gemeinsam wollen sie etwas bewegen

Im Netzwerk „Sport & Inklusion“ kooperieren Sportvereine mit Organisationen für Menschen mit Behinderung

Die Sportvereine entdecken, dass Behindertensport nicht nur in Sonderorganisationen läuft, sondern mittendrin in ihren Vereinen.

Jürgen Weber, SPD-Landtagsabgeordneter

Von Karen Schwenke

Kiel. Startschuss für eine neue Bewegung im Kieler Breitensport: Mit dem Ziel, gemeinsame sportliche Aktivitäten von Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern, haben 13 Kieler Vereine und Organisationen am Mittwochabend das Netzwerk „Sport & Inklusion“ gegründet. „Wir werden versuchen, Dinge anzuschieben, die eine Organisation allein nicht auf die Beine stellen kann“, fasste Initiator Gerd Neuner, stellvertretender Vorsitzender des TuS Holtenau, das Anliegen zusammen.

In der Kooperation vernetzen sich neben Einrichtungen für Menschen mit Behinderung – wie der Stiftung Drachensee, dem Eiderheim, dem Kieler Fenster und dem Rehasportverein – auch fünf Breitensportvereine. SPD-Landtagsabgeordneter Jürgen Weber hält ihre Mitgliedschaft für besonders wichtig:

„Die traditionellen Sportvereine entdecken jetzt, dass Behindertensport nicht nur in Sonderorganisationen laufen muss, sondern mittendrin in ihren Vereinen.“

Und Gerd Neuner hofft darauf, demnächst noch weitere Sportvereine aus allen Kieler Stadtteilen in dem Netzwerk aufzunehmen.

Wie gut sich der Sport eigne, um Teilhabe zu ermöglichen, stellte der Vorsitzende der Sportjugend Schleswig-Holstein, Matthias Hansen, heraus: „Wir müssen nicht lange über Inklusion reden, sondern im Sport kann man einfach loslegen.“

Ganz so einfach aber ist das aus Sicht der Sportvereine nicht. Holger Schwarzenberg, Vorsitzender des TuS Holtenau, räumte ein: Breiten- und Behindertensport zusammenzufassen, das sei leicht gesagt, aber nicht schnell umgesetzt. Man müsse mit barrierefreien Sportstätten zunächst die Infrastruktur schaffen und dann die Trainer speziell ausbilden. In seinem Verein habe man für beides die Voraussetzungen geschaffen. „Der nächste Schritt ist nun, die Teilnehmer mit Behinderung in die Sportvereine zu bekommen.“

Das aber gelinge bisher kaum. Über diese Schwierigkeit klagen auch die Vertreter des Luftsportvereins, der SV Friedrichsort und des Kanu Klubs. Sie alle erhoffen sich nun, mit Hilfe des Netzwerkes die neue Zielgruppe für ihre Angebote zu gewinnen.

„Es gibt ein hohes Potenzial“, versichert Sönke Lintzen von der Stiftung Drachensee.

Viele Menschen aus seiner Einrichtung hätten Interesse daran, dort, wo sie leben, Sport zu treiben, also in den Stadtteilen. Auch Daniel Hoppmann vom Kieler Fenster berichtet von einem großen Interesse der Menschen mit psychischen Einschränkungen, außerhalb der Einrichtung ihre Freizeit zu verbringen. Allerdings hätten sie Ängste, nicht der Norm zu entsprechen. „Das sind Barrieren in den Köpfen. Sie lassen sich aber durch Begegnung abbauen.“

Florian Hebbel, der seit einem Unfall vor 13 Jahren im Rollstuhl sitzt und im TuS H/Mettenhof Rolli-Basketball spielt, schilderte, dass für einige seiner Sportfreunde „der Tag in der Woche, an dem sie Sport treiben, derjenige ist, an dem sie am meisten Spaß haben, weil sie rauskommen und etwas anderes machen“. Für ihn steht aber fest, dass Inklusionssport ohne finanzielle Unterstützung nicht zu haben sei: „Wir müssen uns den Luxus von Barrierefreiheit leisten können.“

Die Stadt Kiel ist finanziell schon mit im Boot, sie fördert die Kooperation mit fast 12 000 Euro. Erst im Februar hatte die Ratsversammlung der Austragung der nationalen Special Olympics 2018 in Kiel zugestimmt. Neuner bezeichnet diese Großveranstaltung als „Lackmustest für das neue Netzwerk“: „Wir wollen zeigen, dass wir in der Lage sind, Großveranstaltungen gemeinsam zu meistern.“

Zu den Special Olympics erwartet die Stadt 4000 Sportler plus Betreuer. Wie Sportamtsleiter Ralf Hegedüs berichtet, haben einige von ihnen bereits angefragt, ob es in Turnhallen Übernachtungsmöglichkeiten gebe. „Die Unterkunftskapazitäten in der Stadt werden gerade so ausreichen“, schätzt Hegedüs und kündigte „eine Veranstaltung zum Üben“ an:

Im Rahmen der Kieler Woche sei für den 17. Juni im Sport- und Begegnungspark Gaarden ein inklusives Sportfest geplant – und viele Kooperateure des Netzwerkes werden bereits dabei sein.

Quelle: http://www.kn-online.de